Salve

1904 kam es in Bremerhaven zu einem Arbeitskampf zwischen Bauarbeitern und Bauunternehmern. Dieser Arbeitskampf dauerte von April bis Oktober und schloss am Ende mit 1000 Arbeitslosen ab.

Bauunternehmer reagierten im April 1904 mit der Aussperrung aller Bauarbeiter und holten sich Fremdarbeiter aus Holland, Italien, Oberschlesien und Böhmen. In der Kaiserstraße wurde mit italienischen Gastarbeitern weitergebaut.

Bei dem Hauseinsturz in der Kaiserstraße Nr. 34 hieß es in einem Zeitungsartikel: „Unter den Toten befanden sich auch italienische Maurer, die ihre gesamten Ersparnisse, 250-320 Mark, in Brustbeuteln bei sich trugen.

 

 

Der “Deutschland-Flug” und seine Folgen für einige Bewohner der Kaiserstrasse

Tage vor dem 28.Maerz 1936 fieberten groß und klein dem Jahrhundertereignis entgegen. Der Zeppelin „Hindenburg“ war angekündigt. Auf keinen Fall wollte man sich dieses Erlebnis aus der Nase gehen lassen, und so beschlossen einige Bewohner der Kaiserstrasse, auf das Dach ihres Hauses zu steigen. Von hier aus hatte man einen guten Rundblick, und man konnte schon lange vorher die „Hindenburg“ sehen. Zur angekündigten Zeit hastete man auf den Dachboden, von wo aus man mit einer Leiter durch die Luke nach draußen konnte. Auf dem Dach angekommen, machte man es sich gemütlich und wartete geduldig. Man unterhielt sich über diesen Deutschland-Flug des Zeppelins und freute sich, einen so guten Platz ergattert zu haben.

Als das Schauspiel beendet war, wollte man den gleichen Weg wieder zurück. Doch leider musste man feststellen, dass die Leiter umgefallen war und die Leute auf dem Dach in Schwierigkeiten kamen.

Keiner hörte ihr Rufen. Da blieb nur eins: Warten. Es dauerte lange, bis man nach ihnen sah.

Nach diesem Schreck war man sich einig: Dieser Tag würde allen noch lange in Erinnerung bleiben.

 

Grad aus dem Wirtshaus komm‘ ich heraus……

„Grad aus dem Wirtshaus komm ich heraus, Bremerhaven wie siehst du mir wunderlich aus!“

Mit diesem Spruch und als Hintergrund die Kaiserstraße auf einer Postkarte wird deutlich, wovon die meisten Geschäftsanlieger gelebt haben.

1911 gab es an der Kaiserstraße, ausgenommen die Eckkneipen an der Schleusen – und Sommerstraße, sechsundzwanzig Gast- und Schankwirte.

Vor allem waren es Seeleute, die die unzähligen Kneipen, Cafés und Restaurants ansteuerten. Ein Cafe hatte damals sogar einen Billard-Room nach amerikanischem Vorbild eingerichtet.

1914 betrieben noch vierundzwanzig Geschäftsleute unter dem Sammelbegriff Restaurateure, Gast- und Schankwirte ihr zapfendes Gewerbe. Aber auch am alten Bremerhaven ging die Last der Inflation nicht vorbei: 1928 existierten noch zehn Gastwirtschaften!

Führten Frauen in diesen Jahren ein Geschäft, dann wurde nicht ihr Beruf angegeben, sondern ihr Stand. Zum Beispiel statt Erna Schlüter, Gastwirtin, schrieb man Erna Schlüter, Ehefrau, oder Erna Schlüter, Witwe.

 

 

König Fußballs Kinderwehen

Ein Beitrag zur Geschichte der alten Kaiserstraße von Christian Lindhoff

 

Balthasar Heidolph, ein gebürtiger Leher Junge, war als langjähriger Seemann und Weltumsegler on vielen Sätteln erfahren. In seinen fast 200Seiten Lebenserinnerungen schreibt er über die Jahrhundertwende unter anderem:

 

„Ich kaufte im Jahre 1902 das 50 Betten Hotel „Castle Garden“ an der Ecke Schifferstrasse/Bürgermeister-Smidt-Straße. Meist waren Stewards, Seeleute und junge Neubürger der aufblühenden Unterweserstädte meine Gäste. Damals wurde die Kaiserstrasse gerade erstmals gepflastert. Da gründete ich mit 15 Jungen im Alter zwischen 15 und 18 Jahren den Fußballklub ‚Sparta‘. Jeden Samstagnachmittag und am Sonntag bolzten diese auf der damals unergründlichen Wiese auf Lehm-und Kleiboden am jetzigen Martin-Donandt-Platz. Nach dem Fußballspiel, das um 1880 von der ‚grünen Insel‘ auf den Kontinent gekommen ist, richteten die jungen Leute sich in einem Hotelzimmer wieder stadtfein her. So wurde das ‚Castle Garden‘  Stammlokal des ersten Fußballvereins Bremerhavens.

Die Stadtpolizei untersagte oft dieses ‚gefährliche‘ Spiel, bei dem es ohne besonderen Regeln und ohne Schiedsrichterausbildung hart und roh zuging, und sie beschlagnahmte oft den Ball. Ich stiftete als ihr Wirt jedes Mal einen neuen von der Firma Seidel in Berlin.

Eines Tages erlitt bei Spiel ein Fußballer einen argen Tritt in den Unterleib. Er wurde sofort mit der Pferdekutsche zum Arzt

 Gefahren; schon am nächsten Tag starb er an den Folgen dieses Fußtritts. Ich wurde als Wirt und Hotelier als Zeuge zum Gericht geladen. Ich bezeugte, dies sei ein Malheur und böses Unglück gewesen. Der Richter teilte die Ansicht nicht. Auf Antrag des Staatsanwalts bekam der nach meiner Ansicht unschuldige Täter wegen fahrlässiger Körperverletzung mit Todesfolge einen Monat Gefängnis.

Aller Anfang war damals mit Steinen gepflastert, doch die Entwicklung ging weiter. König Fußball lag in den Kindeswehen.“