Weihnachten 1944

Weihnachten 1944 saßen die meisten Frauen allein mit ihren Kindern unter dem Weihnachtsbaum. Der Ehemann war irgendwo an der Front, und Urlaub gab es nicht. Dass die Kinder da waren, war ein Trost. Viele waren 1944 verschickt, meist auf s Land, wo es weniger Luftangriffe gab und wo man noch genug zu essen hatte. Weihnachten fuhren sie nach Hause.

Da waren dann vielleicht auch die Großeltern oder die „Zwangseingewiesenen“, mit denen man sich nun die Wohnung teilen musste.

Man trank Punch, aß selbstgebackene Plätzchen aus Haferflocken und Mehl, das man organisiert hatte. Lange vor Weihnachten hatte man mit dem Hamstern begonnen. Zucker, Kakao, Haferflocken und einige andere Zutaten benötigte man für Konfekt, Marzipan wurde aus Bitteraroma, Gries und Zucker hergestellt. Fuer die Kinder nähte man Puppenzeug und bastelte Spielzeug. Alte Pullover wurden aufgeribbelt und neu gestrickt.

 

Still war es Weihnachten 1944. Man wünschte sich den Vater nach Hause und dass  es endlich ein Ende mit dem Krieg geben würde.

 

 

Ein Sack voll Schuhe

Vier Tage vor der Kapitulation wurden die Häfen für die Bevölkerung geöffnet. Es sollte verhindert werden, dass waren, die für deutsche Soldaten im Ausland bestimmt waren, in die Hände der Siegermächte fielen.

Also machten die Bremerhavener sich auf den Weg und begannen mit dem Hamstern. Man beeilte sich, denn schnappen lassen wollte man sich nicht, obwohl die Sache eigentlich “legal“ war.

Fritz, ein Junge von etwa 14 Jahren, war auch mit von der Partie, als das erste Schiff im Hafen gestürmt wurde. Das erste beste Paket wurde gegriffen, und dann nichts wie weg!

Fritz schnappte sich einen riesigen Sack, der sehr vielversprechend aussah. Seine Brüder schleppten Kisten nach Hause.

Als Fritz nach schwerer Schlepperei zu Hause ankam, stellte er fest, dass er in seinem Sack Schuhe hatte. Ein hervorragender Fang! Ben stellte sich heraus, dass es sich leider nur um linke Schuhe handelte. Bei genauerem Hinsehen stellte sich heraus, dass es sich leider nur um linke Schuhe handelte. Einziger Trost: die Kisten der Brüder waren bis oben hin voll mit Stoffballen, aus denen noch lange Zeit Hemden genäht wurden.

 

 

Die Linie 3

Neben der Linie 3 verkehrte durch die Kaiserstraße eine akkumulatorbetriebene Bahn, die von der Lloydhalle im Kaiserhafen bis zum Marktplatz, dem heutigen TheodorHeuss-Platz, ratterte. 1908 wurde sie aus dem Dienst gezogen, weil in Bremerhaven Oberleitungen genehmigt wurden. Die Linie 3, damals noch Pferdebahn, wurde „Elektrische“. Die „Grüne Linie“, wie sie auch genannt wurde, blieb der Kaiserstraße bis in die 60er Jahre treu.

Wenn im Winter die Linie 3 von Lehe kam, freuten sich die Kinder. War die Weiche am Haus des Handwerks eingefroren, dann sprang die Bahn regelmäßig aus den Schienen. Es mussten Hilfsfahrzeuge  kommen und sie wieder in die Schienen zurückbringen. Auch passierte es häufig, dass der Schaffner mit einer langen Stange die Oberleitungsbügel, wieder in Reih und Glied bringen musste, weil diese of aus der Führung sprangen.

In dieser Zeit hat die Linie 3 viel gesehen und transportiert. Angefangen bei betrunkenen Seeleuten, Hausfrauen mit schweren Einkaufstaschen bis zu Fischwerkern, die mit der Elektrischen zur Weserlust fuhren (von dort aus liefen sie hinunter in das Gebiet des Fischereihafens).

 

 

Die gute alte Zeit

Ob sich die Bauherren von damals wohl Gedanken gemacht haben, wie sie der Hausfrau das Leben leichter machen könnten?

Fenster wurden damals so eingebaut, dass sie nach außen aufgingen, und man musste Akrobat sein, wenn man sie putzte. Die Waschküchen befanden sich im fünften Stockwerk!

Als ich 1972 in die alte Bürger zog, stand ich auf dem Fensterbrett in der ersten Etage, um diese viel zu hohen Fenster zu putzen. Es war ein gefährliches Geschäft, ich beschloss schnell einen Fensterputzer mit dieser Arbeit zu beauftragen.

Die Waschküche war 1972 bereits außer Betrieb, nicht aber der Trockenboden.

Wäsche waschen begann schon am Wochenende. Die Wäsche musste eingeweicht werden, damit man ein gutes Waschergebnis erzielen konnte. Wer es sich leisten konnte bestellte eine Waschfrau zu Montag, die diese Arbeit übernahm. Wenn man sich vor Augen hält wie man noch bis in die 60ger Jahre im fünften Stock einen Heizkessel erst einmal mit Wasser befühlen musste, dann musste man Feuerholz und Kohlen aus dem Keller in die fünfte Etage bringen, das Wasser anheizen, die Wäsche wieder hoch und sie dann kochen, auf dem Waschbrett rubbeln, spülen, wringen und aufhängen. Kein Wunder wenn die Frauen dann mit dem Tag durch waren, dann stand aber immer noch bügeln an…oder man brachte die Sachen in die Heißmangel. Ich lobe mir da meine Waschmaschine und meinen Trockner…