Alt Bremerhavens “Weltausstellung”
1913 fand auf dem Cecilienplatz (Bgm.-Martin-Donandt-Platz) eine Gewerbe-und Industrieausstellung statt, die von den Bremerhavenern stolz „Weltausstellung“ genannt wurde.
Zweck dieser Ausstellung war, die wirtschaftliche Bedeutung des Unterwesergebietes zu zeigen. Alle erdenklichen Produkte wurden hier in Zelten und Pavillons ausgestellt. Aber auch für das leibliche Vergnügen wurde gesorgt. Ein Bayernzelt und andere Vergnügungsstatten luden zum Ausruhen ein. Jeder wollte diese einmalige Sache gesehen haben.
Kinderspielplatz Kaiserstrasse
Wenn heute eine Mutter ihr Kind auf die Straße lässt, dann sagt sie:”Pass aus, wenn die die Fahrbahn!“ waren zu dieser Zeit noch eine Seltenheit. Kinder dieser Zeit konnten getrost Schlagball auf der Straße spielen.
Aber gefährlich war es dennoch, und das lag an der Abschrägung, die für das bessere Ablaufen des Regenwassers auf der gepflasterten Straßendecke verantwortlich war. Die Abschrägung machte sich besonders dann bemerkbar, wenn die Müllabfuhr neue Pferde bekam. Als die Feuerwehr von Alt-Bremerhaven modernisiert wurde, gingen die Pferde in den Dienst der Müllabfuhr. An schweres Geschirr waren sie nicht gewöhnt, und so kam es zu manch gefährlichen Situationen, wenn die Kutscher von der Schleusenstrasse in die Kaiserstrasse einbogen. Die Pferde bäumten sich auf und preschten davon. Die Abschrägung brachte das Gefährt in eine gefährliche Lage, und die Passanten flüchteten sich in Sicherheit.
Doch es gab auch Pferde, die gutmütig trotteten und es erlaubten, dass die Kinder dieser Straße bei der Heimfahrt oben auf dem Bock sitzen durften. Ein herrliches Erlebnis, und mancher Junge beschloss Müllkutscher zu werden.
Den Namen des Fußweges prägten die Franzosen: Trottoir (im Volksmund „Trittuar“). Er war halb gepflastert, und an der ungepflasterten Seite standen in regelmäßigen Abständen Bäume. Wie eine kleine Allee wirkte die Straße. Hier konnte man herrlich Murmellöcher drehen. Ein idealer Spielplatz direkt vor der Tür unter dem Fenster der elterlichen Wohnung! Wenn man etwas brauchte, rief man die Mutter. Der Leierkastenmann kam vorbei und sorgte für Abwechslung. Aus den Fenstern flogen Knöpfe und Groschen für ihn auf die Straße. Man hörte den Fischmann „Graanoot – Graanoot“, den Kohlenmann „Steenköhln und Brikett“ und den Lumpensammler „Knochen, Lumpen, Altpapier…Wir zahlen die höchsten Preise dafür“ rufen.
Der Sonnabend war Hausputztag, und die Straße durfte auch nicht vergessen werden. Die Geschäftsanlieger wiesen ihre Kinder an, das Gras von der Fahrbahn zu zupfen. Am Sonntag, wenn die Spaziergänger in die Bürgermeister-Smidt-Straße zum Flanieren gingen, sollte die Kaiserstrasse ordentlich aussehen. Der Sonntag war ohnehin ein besonderer Tag. Am Tag vorher musste eingekauft werden Es gab am Sonntag meist ein leckeres Essen, der Vater hatte einen freien Tag, und man durfte das Kleid mit den vielen Spitzen oder den Matrosenanzug anziehen. Draußen gespielt wurde nicht, man wollte ja sauber bleiben. Meist wurden die Großeltern besucht oder ein Spaziergang über die Bürgermeister-Smidt-Straße gemacht. An besonders schönen Tagen packte die Mutter den großen Korb mit Verpflegung, und dann fuhr man mit der „Elektrischen“ nach Friedrichsruh in den Wald.
Die Ziegeleiteiche
Wenn wir heute in der Pestalozzistraße an den Sportplätzen vorbeikommen, erinnert nichts mehr daran, dass hier einmal Ziegeleiteiche waren – das Naherholungsgebiet der Kaiserstraßenkinder.
Im Winter, wenn die Teiche zugefroren waren, konnte man auf der Eisfläche Schlittschuh laufen, und kaum ein Kind kam ohne verfrorene Nase nach Hause. Baden konnte man hier im Sommer nicht, denn die Teiche waren verschlammt. Stichlinge ließen sich von Ufer aus fangen. Im Sommer konnten die Anwohner der Kaiserstrasse bei offenem Fenster die Frösche quaken hören.
Ende der 40er Jahre wurden die Teiche mit Trümmern aus dem zerbombten Bremerhaven und dem Abfall der Amerikaner zugeschüttet.